October 10, 2009

Monolithisches Denk- und Lenkungssystem


F.H. Litell: Atlas zur Geschichte des Christentums
Brockhaus Verlag, 2. Sonderauflage 1989
The MacMillian Atlas History of Christianity by Franklin H. Litell
Macmillian Publishing Co., Inc., New York, Copyright 1976

S. 16) Der Gedanke, dass das Christentum als Bindemittel der römischen Zivilisation dienen könne, kam zehn Generationen nach dem Tod Jesu auf.
Der erste Herrscher, der diesen Gedanken hegte, war Konstantin der Große.
Alle seine Handlungen weisen darauf hin, dass die christliche Religion und ihre heiligen Symbole einfach an die Stelle der alten Stammes- und Ortsgötter treten sollten, weil diese offenbar nicht mehr den Erfolg der römischen Waffen und die Wohlfahrt des römischen Reiches garantieren konnten. Der erste christliche Theologe, der systematisch und einflussreich eine politische Philosophie entwickelte, die den Bedürfnissen sowohl der Kirche wie des Reiches entsprach, war Augustin von Hippo (Bischof von 396-430).
Die Idee einer von christlichen Werten durchdrungenen und von christlichen Institutionen abgestützten Gesellschaft hielt sich bis in die Moderne, auch noch nachdem das Heilige Römische Reich selbst als Fiktion aufgehört hatte zu existieren (1806).
In allen späteren Entwicklungen einer Theorie der Christenheit blieben die Schriften Augustinus gestaltgebend. [...]
Die ersten Christen praktizierten die radikale Güterteilung, in einigen Fällen sogar einen religiösen Kommunismus. Es kam der Tag, da in christlichen Ländern die römischen Gesetze über Eigentum, Erstgeburt und Gehorsam gegen höhere Klassen durchgesetzt wurden. [...]
Von Konstantin bis Karl V. war Europa Missionsgebiet.
Die Geschichte des 4. bis 6. Jh.s ist gekennzeichnet durch die allmähliche Christianisierung und Zivilisierung der Stämme, die im sich auflösenden römischen Reich siedelten. Ideen und Praktiken, die noch lebendig waren, wurden mit neuen Inhalten gefüllt und in die Vorstellung eines christlichen Reiches einbezogen. [...]
Wenige Generationen später war Europa an der Schwelle zu einer globalen Ausbreitung, in deren Rahmen europäische Denkweisen und Lebensstile den entferntesten Völkern aufgedrängt wurden. Das letzte Stadium der geschlossenen Christenheit war die imperialistische Expansion über den Globus. Dieser Ereigniskette stehen wir noch sehr nahe. Die letzte Periode des europäischen Kolonialismus umfasst die Jahre vom Wiener Kongress (1815) bis zum Ersten Weltkrieg (1914-18).
Es ist deshalb schwierig, eine scharfe Grenze zwischen dem Zeitalter einer geschlossenen Christenheit und der dritten Periode – dem Zeitalter persönlicher Entscheidung zu ziehen.

S. 43) Innocenz beherrschte die Politik Europas vollkommen. [...]
Bevor die Albigenser niedergemetzelt und ausgeplündert wurden (1206-1226) hatten sie eine der höchsten Kulturen der Zeit entwickelt. Für die von Innocenz III. geplante einheitliche christliche Gesellschaft waren innere Kreuzzüge gegen "Häretiker" jedoch ebenso wesentlich wie äußere Kreuzzüge gegen Muslims. [...]
Ähnlich grausam waren die Erlasse gegen die Juden.
Die repressive Gesetzgebung des vierten Laterankonzils sah unter anderem vor, dass die Juden in der Öffentlichkeit ein gelbes Abzeichen und den Davidstern tragen mussten – eine Vorschrift, die man aus dem Reich eines islamischen Fürsten übernommen hatte.

S. 49) Das ungebildete, einfache Volk führte die Pest auf geheimnisvolle und unbestimmbare böse Mächte zurück, die es zu exorzieren oder ausfindig zu machen und zu vernichten galt. Es war schlimm, als Hexe oder – ebenso geheimnisumwittert – als Jude bekannt zu sein.
Die christliche Gesellschaft hat die Juden immer ausgeklammert. Während der Kreuzzüge waren sie die ersten Opfer.
Als der schwarze Tod kam und die Städte Europas in der zweiten Hälfte des 14. Jh.s Dutzend mal heimsuchte, wurde ihre Lage besonders schlimm. "Hexen" wurden gefoltert und verbrannt, insgesamt mehrere Hunderttausend. Die andern Opfer, die Juden, waren schon von den Kirchenvätern und von Synoden und Konzilien gebrandmarkt. Sie wurden der Zauberei, Alchemie, Magie, des "bösen Auges", des "Gestanks und Unglaubens", des Gottesmords beschuldigt. Dieser "kulturelle" Antisemitismus, der dem politischen Antisemitismus des 20. Jh.s als Stütze dienen sollte, war fest in der kirchlichen Lehre des Mittelalters verankert.

S. 54) Besonders wichtig waren die Hanse, die Freien Reichsstädte (insgesamt 65), die Städte der lombardischen Liga, Genua und Venedig und ihre jeweiligen Verbündeten.
Obwohl jede Stadt ihre eigene Geschichte hatte, nahm die Entwicklung einer Stadt nördlich der Alpen etwa folgenden Verlauf: angenommen die Stadt lag am Rhein, einer der Hauptverkehrsadern Europas. Zuerst wurde ein gewisses Maß an Unabhängigkeit vom Bischof gewonnen, dessen Hofrecht sowohl das religiöse wie das Zivilrecht umfasst hatte. Dann wurden Präzedenzfälle und Rechtsstreitigkeiten, die in den Gilden und niederen Gerichten gelöst worden waren, Kommunalgesetz. Allmählich entstanden zwei Versammlungen, eine aus Vertretern der Bürger und eine aus Häuptern der alten Patrizierfamilien. Während dieser Veränderung zementierte die Stadt ihr Recht, Zölle zu erheben, Münzen zu prägen, Ordnungshüter und Truppen zu stellen. Spätestens in der Reformationszeit schloss sie Verträge mit Verbündeten ab, sandte diplomatische Vertreter aus und regiert sich durch einen Stadtrat (den "Kleinen Rat" im Unterschied zum "Großen Rat" der Versammlungen).
Die Städte, die sich nach diesem Muster entwickelten, spielten ihr politisches Spiel des Überlebens, manchmal verbündet, manchmal im Krieg mit Bischof und/oder Papst, König und/oder Kaiser, konkurrierenden Handelsstädten. In den meisten Städten waren die Kauf- und Bankleute und die frühen Manufakturbesitzer vorherrschend. Hatte die Stadt eine neue Universität, war diese der stolze Mittelpunkt. [...]
Die modernen Universitäten verdanken ihre Entstehung den Kloster- und Domschulen. Bis heute erinnern an vielen Orten die Dormitorien und Refektorien – und manche Traditionen wie die feierliche Immatrikulation – an den Tag, an dem sich junge Novizen unter den Schutz und die Aufsicht älterer Brüder begaben. [...] Jahrhunderte lang war die Gelehrsamkeit, soweit man sie finden konnte, auf die Klöster beschränkt, und der Bildungsweg zu Ruhm und Ehre führte über die Kirche.

Die neuen Schichten der Kaufleute verlangten und erhielten Bildungsmöglichkeiten für ihre Söhne ohne geistliche Verpflichtungen. Könige und Fürsten erwarteten von den neuen Universitäten Buchhalter und Anwälte. An Theologie nicht interessierte Gelehrte begannen, in den Universitäten einen sie befriedigenden Ersatz für die unsichere Gönnerschaft durch Kirchenfürsten oder Dogen zu finden.
Theologie war die "Königin der Wissenschaften", und die theologische Fakultät führte die feierlichen Umzüge an. Aber die Professoren der theologischen Fakultäten waren von Anfang an im Streit mit ihren Kollegen in den "profanen" Wissenschaften. Sie waren außerdem nicht selten einer Überprüfung seitens kirchlicher Autoritäten ausgesetzt.
Das Ansehen der Universität und ihr Stand als soziale Institution kann daran beurteilt werden, wie die Städte und Fürsten handelten. Als der führende evangelische Fürst, Philipp von Hessen 1526-29 sein Land reformierte, hatte er drei praktische Dinge im Sinn:
erstens die Visitation und Untersuchung der örtlichen Kirchen, Schulen und Klöster,
zweitens das Zustandebringen einer protestantischen Koalition von Zürich bis Dänemark,
drittens die Gründung einer Universität.
Die Universität war die von Marburg (gegründet 1527) die erste protestantische Universität und die erste in Deutschland mit fürstlichen und nicht päpstlichen Privilegien. [...]

S. 76) Die Jesuiten besaßen ein neues Verständnis von Jüngerschaft. Es verband eine weite Schau und weiträumige Planung mit asketischer Selbstverleugnung und unerschütterlichem Gehorsam.
Ein typisches Beispiel für die Selbstlosigkeit und Unterwerfung unter die "Gesellschaft" ist die Ablehnung des Bistums Wien durch Peter Canisius. [...]
Den größten Sieg errang die Gegenreformation in Polen, wo der Protestantismus – lutherischer, calvinistischer, täuferischer und anti-trinitarischer Prägung – bis zum Kommen der Jesuiten und der Inquisition vorherrschte. [...] Mit Sigismund III. (König 1587-1632) kam ein Wasa, der von Jesuiten erzogen worden war, auf den Thron. Seine lange Regierung fügte dem Protestantismus großen Schaden zu, und seine vielen Kriege erschütterten Polen wirtschaftlich. [...]
In vielen Geschichtsbüchern verliert sich die "Spur des Jesuitenordens" im späten 18. Jahrhundert ...

[Seltsam, feiert der Illuminaten-Hokuspokus des bayrischen Adam "Spartakus" Weishaupt – befeuert von der monströsen Einäscherung der New Yorker Zwillingstürme – doch gerade seine elektronische Auferstehung. Und gegen wen führte Spartakus sein Sklavenheer in den Kampf? Gegen Rom.
In den 1770ern war es das Heer der Jesus-quasi-praesens-"Kadaver", das vom Ordensverbot des Papstes in Zusammenarbeit mit den katholischen Königsfamilien Europas in seinen freimaurerischen Untergrund getrieben wurde. Für gerade mal eine "Graf-von-Monte-Christo"-Zeitspanne ...
Danach verbürgerlichte er systematisch die gesamte Welt:
Jesuits, SMOMs, Vatican & Black Nobility
Felix Frankfurter:
"The Order's working and involvement in America is immense. The real rulers in Washington are invisible and exercise power from behind the scenes."
John Hylan:
"The real menace of our Republic is the invisible government which like a giant octopus sprawls its slimy legs over our cities, states and nation."
Thomas Jefferson:
"Single acts of tyranny may be ascribed to accidential opinion of the day but a series of oppressions, begun at a distinguished period and persued unalterably through every change of ministers (administrations) plainly proves a deliberate systematic plan of reducing us to slavery. If the American people ever allow private banks to control the issue of their currency first by inflation and then by deflation, the banks and corporations that will grow up around them will deprive the people of all property until their children wake up homeless on the continent their fathers conquered."
George Washington:
"It is not my intention to doubt that the doctrine of the Illuminati and the principles of Jacobinism had not spread in the United States. On the contrary, no one is more satisfied of this fact than I am."]

S. 94) Im Verlauf der
Errichtung eines monolithischen und umfassenden Denk- und Lenkungssystems hatte sich das mittelalterliche Christentum einer Anzahl von Lehren über die natürliche Welt verschrieben, die dem Test des Experiments und der sorgfältigen Beobachtung nicht standhalten konnten. [...] Die Sprache der Mathematik begann die Sprache des Mythos zu ersetzen. [...] Blaise Pascal (1623-62) war ein Pionier der Differentialrechnung, der Hydrodynamik und des Antijesuitismus.

S. 102) Nach der Niederlage Napoleons zeigte der Ultramontanismus in Verbindung mit der Reaktion wieder seine Stärke. Selbst unter protestantischen und orthodoxen Herrschern machte sich eine Freundschaft gegenüber Rom bemerkbar, die auf dem Grundsatz beruhte, dass der Bund von Thron und Altar das beste Bollwerk gegen Volksbewegungen ist.
Sofort nach seiner Rückkehr setzte Pius VII. den Jesuitenorden und die Inquisition wieder ein. Der Wiener Kongress stellte den Kirchenstaat wieder her.
Der Papst verurteilte die Carbonari wegen der demokratischen Revolution in Neapel (1821).
Ein System von Konkordaten wurde zwischen dem Papsttum und verschiedenen europäischen Regierungen ausgearbeitet.
Unter Leo XII. (Papst 1823-29) wurde das Konkordatsystem auf Lateinamerika ausgedehnt, wodurch der römisch-katholischen Kirche besondere Vorrechte garantiert wurden. ["The Jesuits are like insects: the Catholic church is everywhere, open up schools to indoctrinate the Indians, to indoctrinate the Mexicans – 8000 Catholic schools in America: 6785 elementaries, 1215 secondaries, 47 new ones – 'Latin America' – that's where it came from is Latin, and Latin is officially only at the Vatican, the only place in the world that has latin as official language of their stake."] Seine Politik war extrem reaktionär: er verurteilte die Bibelgesellschaften, unterdrückte jeglichen Widerspruch und verfolgte die Juden. [...]
Gregor XVI. (Papst 1831-46) war ein Reaktionär, der Gewissens- und Pressefreiheit pauschal verurteilte.
Pius IX. (Papst 1846-76) hatte die längste und in vieler Hinsicht unglücklichste Regierungszeit eines Papstes. Während der Revolution 1848 floh er aus Rom. Nach seiner Rückkehr gab er eine Reihe von Enzykliken heraus, die darauf abzielten, die traditionellen Autoritäten zu stützen.
Die Bulle Ineffabilis Deus, ohne Rückendeckung durch ein Konzil am 8. Dezember 1854 herausgegeben, verkündete das Dogma von der unbefleckten Empfängnis Marias. In der Enzyklika "Quanta cura" mit dem angehängten "Syllabus der Irrtümer" stellte er sich am 8. Dezember 1864 gegen die gesamte moderne Kultur.
Nach einer generellen Verurteilung verschiedener moderner Bewegungen, verwarf er ausdrücklich die Gewissensfreiheit, Gottesdienstfreiheit, Toleranz, allgemeines Stimmrecht und öffentliches Schulwesen. 1869 berief er das erste vatikanische Konzil ein, das am 18. Juli 1870 das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit verkündete. Selbst das römisch-katholische Österreich annullierte sofort sein Konkordat. In Preußen brach der Kulturkampf aus.

"Closed Christianity,"
"Monolithic, encompassing think and control system,"
"Die ersten Christen praktizierten [...] sogar einen religiösen Kommunismus,"
"Dass die Juden in der Öffentlichkeit ein gelbes Abzeichen und den Davidstern tragen mussten,"
"The Roman Church was always murdering Jewish people"...

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